Focus-Group


  • offene Gruppe, in Berlin 

Einmal im Monat biete ich in meiner Praxis einen Abend an, wo wir uns gesellschaftlichen Themen, die uns aktuell beschäftigen, widmen. Um uns diese mit einer Aufstellung oder einem Walk näher anzuschauen. Begonnen hatten wir in der Coronazeit, um die tieferen Lernerfahrungen zu begreifen. Die Eindrücke, die ich dort gewinnen konnte, haben mir sehr geholfen diese Zeit, mit all ihren Herausforderungen zu überstehen.

 

Für alle, die die Methode des WALKS noch nicht kennen, hier eine kurze Erklärung. WALKEN ist dem AUFSTELLEN sehr ähnlich. Du übernimmst eine Rolle als Stellvertreter und fühlst dich ein. Dann teilst du alle Impulse und Gedanken, die dir in der Rolle kommen mit. Bei dem Prozess kann sich die Rolle frei im Raum bewegen. 

 

Das Thema im August 2023

 

„Wie gehen Mann und Frau mit Macht um?“

  • Methode: Beziehungs-WALK
  • 2 Rollen: Mann und Frau 

Ablauf des WALKS

 

1.Phase

 

Auffällig war, dass die Rollen nicht genau sagen konnten, ob sie Frau oder Mann waren. (was eigentlich bei einem WALK relativ schnell klar ist, meist schon bevor der WALK losgeht) Beide Rollen waren relativ gefühlsarm, sie liefen wie getrieben durch den Raum, kein genaues Ziel, Hauptsache in Bewegung sein. Es fiel auch das Wort funktionieren müssen.

 

Der Raum und die ganze Atmosphäre waren eiskalt, die Rollen nervös und hektisch. Beide Rollen beobachteten sich sehr genau. Veränderte eine ihre Richtung, hatte es gleich Auswirkungen auf die andere Rolle.

 

Dann wurde es langsam klar, wer welche Rolle hatte. Die weibliche Rolle hielt an, um Orientierung zu bekommen und es wurde ruhiger. Die männliche Rolle machte es ihr nach, mit der Frage „Was soll ich tun?“ Was wiederum die weibliche Rolle verärgerte, da sie das Gefühl hatte, für alles verantwortlich zu sein. 

 

2.Phase

 

Die weibliche Rolle nahm die Bewegung wieder auf und mit der Zeit wurde es immer schwerer für sie. Sie fühlte sich sehr alt und müde an, ihre Glieder waren schwer und die Stimmung war hoffnungslos. Sie musste sich setzten. Die männliche Rolle dagegen fühlte sich wie ein kleines Kind an und schaute fragend zu der Alten. Es war wieder eine Situation, die nicht weiterkam. Die Rollen hielten die Situation einfach aus, ohne von außen einzuwirken.

 

Dann kam in der weiblichen Rolle ein Impuls von „Das Leben will Leben“ und sie wurde wieder jünger. Das hatte wiederum Einfluss auf die männliche Rolle und er wurde wieder erwachsener. Beide Rollen waren jetzt ruhiger und gleichwertiger, sie hatten den ersten wirklichen Augenkontakt.

 

3.Phase

 

Nun saßen sie sich gegenüber und kamen ins Gespräch. Dabei zeigte sich, dass die Frau Angst hatte vor der körperlichen und auch gesellschaftlichen Macht des Mannes. Der Mann begriff es nicht wirklich, er meinte die ganze Zeit, dass es nicht nur die körperliche Macht gäbe, sondern dass die Frau auch machtvoll wäre. Das konnte die Frau nicht verstehen. Auffällig war noch, dass der Mann immer guten Zugang zu seinen Gefühlen hatte, was bei der Frau nicht so unbedingt der Fall war. Sie hatte mehr das ganze Feld im Blick.

 

Als die Frau bei ihrer Angst vor der männlichen Übermacht blieb, begann dem Mann etwas zu dämmern. Er fing an über Schuld und Scham zu sprechen. Ihm wurde der Teil bewusst, mit dem er Machtmissbrauch begonnen hatte. Er fühlte sich sehr unwohl. Das bekam die Frau mit und sie konnte ihre Angst vor der Übermacht loslassen. Sie konnte erkennen, wo sie auch Machtmissbrauch vorgenommen hatte, an schwächeren Männern und Kindern.

 

Es war wieder Stillstand. Die Frau hing in ihren Geschichten fest, der jetzt sensible Mann rutschte immer weiter in eine Hoffnungslosigkeit, er sprach von Verzweiflung. Er wusste so gar keinen Ausweg mehr, das Wort Psychiatrie fiel.

Das wiederum holte die Frau aus ihren Gedanken und Bildern und sprach ihn mitfühlend an „Was er bräuchte?“. Das erfreute den Mann so, dass er spontan sagte, „Die Liebe“.

 

4.Phase

 

Ab dem Zeitpunkt drehte sich die Energie, die beiden saßen sich nun gegenüber und schauten sich an. Beide äußerten sich, wie es ihm ginge, jeder konnte seine Sicht mitteilen ohne Bewertung oder Abwertung durch den anderen. Dabei hatte jede Äußerung eine Auswirkungen auf die andere Rolle und bewirkte etwas in dem anderen. Nun schauten beide auf die Liebe. Die Liebe hatte etwas von Selbstliebe und auch Liebe für den anderen.

 

Der Raum bekam eine warme Atmosphäre, der Mann fragte die Frau „Was sie sich wünsche? Es würde ihn erfüllen, etwas für sie zu tun.“ Die Frau konnte es in dieser Energie gut annehmen ohne das Gefühl zu haben ihm etwas schuldig zu sein.

 

Der Mann hatte den Impuls, etwas machen zu wollen und die Frau wusste was. Jede Rolle hatte ihre Qualität und Stärke und beide wussten darum. Es gab kein besser oder schlechter und keine Konkurrenz. Es war ein liebevolles Geben und Nehmen für die gemeinsame Freude.

 

Mein Fazit

 

Ich hatte das Gefühl, wir sind an dem Abend durch die Geschichte der Geschlechter gegangen. Zuerst das gefühllose Gefühl, keiner hatte Zugang zu sich selber, Hauptsache funktionieren. Dann die Überforderung der Frau, das Leben war so anstrengend alleine ohne die Unterstützung vom Mann. Die Ängste vor Machtmissbrauch, sowohl vom Mann wie auch von der Frau. Den Schwächeren ausnutzen, um seine eigene Position zu stärken. Als wir durch alles durch waren und es gesehen worden war, durfte etwas Neues entstehen.

 

Die Heilung der Macht geht nur zusammen. Es kann sich nicht ein Teil ohne den anderen Teil befreien. Beide dürfen so sein, wie sie im Moment sind, es gibt kein richtig und falsch. Jeder hat das Recht und die Pflicht sich einzubringen, im Respekt vor dem eigenen und dem Schicksal des anderen.

 

Termine: siehe hier

 

Kosten: siehe hier